Gewinner Schweizer Buchpreis 2017
«Kraft»
Richard Kraft, ein neoliberaler Rhetorikprofessor in Tübingen, ist unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt. Die wissenschaftliche Preisfrage eines Silicon Valley-Milliardärs, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können, scheint der Ausweg aus seiner Misere zu sein. Jonas Lüscher erzählt klug, komisch und mit einer erfrischenden Bösartigkeit nicht nur von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht und versucht, sich mit dem Preisgeld von einer Million Dollar freizukaufen, sondern auch von den grossen ideologischen Auseinandersetzungen unserer Zeit.
Nominiert 2017
«Knochenlieder»
«Knochenlieder» erzählt die Geschichte von vier Aussteigerfamilien: zunächst von deren Leben in einer kommunenartigen, abgeschotteten Siedlung mit eigenen Regeln und vielen Geheimnissen, danach – rund 20 Jahre später – in einer Stadt mit totaler Überwachung und Stacheldraht-Zäunen. Martina Clavadetscher beschreibt mal mit Märchenmotiven, mal mit Hacker- Vokabular eine Welt im Ausnahmezustand. In einer knappen, bildstarken Sprache skizziert sie einen beklemmenden und überraschend aktuellen Gesellschaftsentwurf.
«Halt auf Verlangen. Ein Fahrtenbuch.»
«Siebzehn Stationen von Kronenstrasse bis Balgrist, laut Fahrplan siebenundzwanzig Minuten Fahrt» – auf dem täglichen Weg in die Klinik versucht Urs Faes aufzuschreiben, was ihm geschieht: die Müdigkeit nach der Bestrahlung, die Erinnerung an seine Kindheit, die Angst. «Halt auf Verlangen» ist das bisher wohl intimste Buch von Urs Faes, eine fragmentarische Autobiografie in der gewohnt dichten, poetischen Sprache, ein eindringlicher Krankheitsbericht und eine Hommage an das Schreiben.
«Das kürzere Leben des Klaus Halm»
Ein arbeitsloser Filmvorführer verlässt seine Wohnung in Basel nur noch selten. Eines Tages fällt ihm im Tram ein Mann ins Auge, den er verfolgt und minutiös beobachtet: Klaus Halm. Dieser wirkt wie sein exaktes Gegenbild und hat scheinbar alles, was dem Erzähler fehlt: Frau und Kind, Erfolg und Anerkennung. Überraschend und gekonnt verschränkt Lukas Holliger die beiden Leben miteinander. Und am Ende ist sich nicht nur der grenzenlos zynische Ich-Erzähler unsicher, wer hier eigentlich wessen Leben lebt.
«Immer ist alles schön»
Die Mutter sagt, das Leben sei eine Wucht, und dass sie gerne noch ein Glas Wein hätte, denn es sei nicht einfach, so ein Leben zu leben. Sie braucht den Alkohol, um ihre Traurigkeit zu betäuben. Ihre Kinder Anais und Bruno versuchen, sich und die Mutter vor der Aussenwelt zu schützen. Einmal gesteht die Mutter: «Ich kann nicht mehr.» Und Anais erwidert: «Ich kann noch viel mehr nicht mehr.» Mit grosser Sogkraft lässt Julia Weber die 14-Jährige in einer unverstellten Sprache fröhlich-traurig aus dem Alltag zweier vernachlässigter Kinder erzählen, die sich gegen ihr Unglück auflehnen