Alles sehen

«Alles sehen» ist die Geschichte eines Tages und einer Nacht in B., einer westdeutschen Provinzstadt. Wie verbringt man überhaupt einen Tag in B.? Mit Furor und Witz erzählt Höhtker vom Versuch seiner Figuren, sich bei schwieriger politischer Grosswetterlage durch ihr Leben und den Kleinstadtmief zu schlagen. Dabei legt der Autor ein feines Gespür für die aktuelle Befindlichkeit und erfrischend viel Respektlosigkeit an den Tag.

Laudatio von Philipp Theisohn

 

Die Toten

Christian Kracht führt in «Die Toten» mitten hinein in die frühe Blüte der Filmkultur. Ein Schweizer Regisseur will im Berlin der Weimarer Republik den UFA-Tycoon Hugenberg zur Finanzierung eines Films überreden. Sein Anliegen ist eher ungewöhnlich, handelt es sich doch um einen Gruselfilm in Japan. Das käme wiederum den dortigen Machthabern zupass, die sich gegen Hollywood in Position bringen möchten. Ein virtuoses Spiel mit fiktiven und realen Figuren um die Frage, wie das Neue in die Welt kommt.

Laudatio von Urs Bugmann

 

Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch

Die phantastische Reise der Loribeth beginnt als Flucht: mit einem Koffer und einem toten Kind darin. All ihre Probleme würden sich lösen, so die Prophezeiung, wenn sie den Koffer zu ihrem Vater bringe. Loribeth durchquert Städte, Wüsten und Meere auf der Suche nach dem verschollenen Vater ebenso wie nach einem Zuhause, einer Zukunft. Ständig hungrig und allein, verliebt sie sich in alle jungen Wesen, die ihr etwas Essbares anbieten, doch unerwartete Begegnungen und Katastrophen zwingen sie stets weiterzuziehen – bis der Koffer seinen Bestimmungsort findet und Loribeths Blick sich verändert: Das Magische geht ins Reale über. Aber das langersehnte Leben im Kreis der neuen Freunde ist öd; nichts passiert. Um ein wenig Magie zurückzuholen, wird wild gefeiert, doch Loribeth kann nicht aufhören zu fragen: Soll das nun alles sein?

Laudatio von Esther Schneider

 

Andersen

«Ich bin Andersen.» Der Mann, der Andersen sein will, erwacht als Fötus mit vollem Erkenntnis- und Erfahrungsschatz aus einem vergangenen Leben im Mutterleib. Er ist ein seltsames Baby und seine Eltern glauben sogar manchmal, den wissenden Blick eines Greises in seinem Gesicht zu entdecken. Wie wahr diese Vermutung ist, ahnen sie nicht. Anhand eines Menschen, der eine zweite Chance bekommt, erforscht Charles Lewinsky in seinem neuen Roman das Wesen des Bösen.

Laudatio von Martina Tonidandel