Immeer

Am Anfang und am Ende steht das Meer, der Sehnsuchtsort von Eva und Jan, ihrem Geliebten, der tot ist. Eva erzählt von der früheren Dreier-WG, von Monn, den sie kennenlernt, weil er Jans Handy-Nummer übernommen hat. Und sie erzählt vom Schmerz, als Jan krank war und starb, und wie sie sich verschanzt in der Wohnung, die sie an früher erinnert.

Laudatio von Franziska Hirsbrunner

 

Frühling der Barbaren

Der Schweizer Fabrikerbe Preising wird auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeitsvorbereitungen. Junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt feiern ausschweifend, als das Undenkbare geschieht: Das britische Pfund stürzt ab, England ist bankrott. In der traditionellen Form der Novelle zielt Lüscher ins Herz der Gegenwart.

Laudatio von Thomas Strässle

 

Niedergang

Ein junges Paar bricht zu einer Tour in die Schweizer Berge auf. André will Louise aus Berlin die Schönheit dieser Welt vermitteln. Aber es läuft nicht wie geplant, Nebel und Regen erschweren den Aufstieg. Vor der letzten Herausforderung verlässt sie ihren Freund. Doch sich am Berg zu messen und den Gipfel zu bezwingen, wird ihm zur fixen Idee.

Laudatio von Christine Lötscher

 

Soutines letzte Fahrt

Chaim Soutine, der jüdische Maler und Zeitgenosse von Chagall, Modigliani und Picasso, wird am 6. August 1943, versteckt in einem Leichenwagen, von der Stadt Chinon an der Loire ins besetzte Paris gebracht. Er ringt mit dem Tod. Halb historisch, halb fiktiv erzählt der Roman von Soutines Kindheit in Weissrussland, seinem Traum von Paris und führt dabei tief in die Welt seiner einzigartigen Farben.

Laudatio von Andreas Nentwich

 

Carambole

Jugendliche, die zu Beginn der Sommerferien Pläne schmieden und eigentlich schon wissen, dass nichts passieren wird. Zwei Brüder, die wegen eines Erbschaftsstreits seit Jahren nicht mehr miteinander sprechen. Eine Troika, die sich regelmässig zum Carambole-Spiel trifft. In zwölf Runden, in immer neuen Tonlagen entwirft Jens Steiner einen dörflichen Kosmos zwischen Erstarrung und Aufbruch.

Laudatio von Alexandra Kedves

 

Das Kalb vor der Gotthardpost

Peter von Matt liebt die Schweiz, ein Land zwischen Idylle und Globalisierung, zwischen alpiner Tradition und Hightech-Tunnel. Reich an Bildern und Weisheit, mit Witz und kämpferischer Vehemenz erhellt er die Seelenlage der Nation, wirft er aber auch einen kritischen Blick auf die Gesellschaft. Dieses Buch führt uns vor Augen, dass und warum die Beschäftigung mit Literatur mitten ins Herz des Bewusstseins eines jeden Staatsbürgers trifft.

Laudatio von Andreas Isenschmid

 

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

Der junge orthodoxe Jude Mordechai Wolkenbruch, kurz Motti, hat ein Problem: Die Frauen, die ihm seine ‹mame› als Heiratskandidatinnen vorsetzt, sehen alle so aus wie sie. Ganz im Gegensatz zu Laura, doch die ist leider eine ‹schikse›: Sie trägt Hosen, hat einen hübschen ‹tuches›, trinkt Gin Tonic und benutzt ungehörige Ausdrücke. Mottis Gehorsam gegenüber der ‹mame› schwindet. Und Motti kann schon bald einen Schluss ziehen: Auch ‹schiksn› haben nicht alle Tassen im Schrank.

Laudatio von Thomas Strässle

 

Aus den Fugen

Mitten im Konzert bricht der Starpianist Marek Olsberg abrupt sein Spiel ab. Mit den Worten «Das war’s dann» schliesst er den Klavierdeckel und verlässt den Saal. Olsbergs Tat wird allerdings nicht nur sein Leben in neue Bahnen lenken. In diesem Roman entfaltet sich auf engstem Raum eine Fülle menschlicher Schicksale mit all ihren Wendungen, Eingebungen und Zufällen.

Laudatio von Hans Ulrich Probst

 

Panischer Frühling

Auf ihren Erkundungsspaziergängen durch das frühlingshafte London lernt die Erzählerin den jungen Jonathan kennen. Er hat ein Feuermal im Gesicht und verkauft eine Obdachlosenzeitung. Die Begegnungen rufen in beiden starke Bilder aus der Kindheit wach – aus einem Fischerdorf in Südengland und einem bürgerlichen Umfeld in der Innerschweiz. So verschieden sie sind, schaffen sie doch eine überraschende Vertrautheit. Bis Jonathan plötzlich verschwindet.

Laudatio-A-Nentwick-Gertrud-Leutenegger-Panischer-Fruehling

 

Ausser sich

Sommer in Berlin. Eigentlich wären Katja und Sebastian viel lieber im Bett geblieben an diesem Samstagmorgen. Aber das Wochenende ist verplant. Während der Fahrt zu Freunden erleidet Sebastian einen Schlaganfall. Bald wird klar, dass er schwer geistig behindert bleiben wird. Katja hofft zunächst, Sebastian mit ihrer Liebe zurück ins Leben holen zu können. Aber erkennt er sie überhaupt noch? Wo sind die Bilder der Erinnerung, Wünsche und Träume? Ist das noch Sebastian?

Laudatio von Christine Lötscher

 

Unger üs

Momentaufnahmen eines Familienlebens und fünfzig Jahre Schweizer Geschichte verwebt Krneta zu einem doppelbödigen Gesellschaftsroman. «Unger üs» sagt der Grossvater, wenn er noch glaubt, er könne die Familie vereinen. Gekonnt lässt Krneta den Boden unter den Füssen der Figuren unsicher werden. Seine Mundart suggeriert Gemütlichkeit und Vertrautheit und entpuppt sich nicht selten als abgründig.

Laudatio von Susanna Petrin

 

Vielen Dank für das Leben

Toto ist ein Waisenkind ohne klares Geschlecht. Zu dick, zu gross. Der Vater schon vor der Geburt abgehauen, die Mutter bald danach. Im kalten Sommer 1966 geboren, wandelt er durch eine kaputte Welt und fragt sich, warum die Menschen dieses Leben noch schrecklicher machen, als es schon ist. Und doch bleibt Toto wie unberührt, als ob es alles noch gäbe: Güte, Unschuld, Liebe, Zärtlichkeit.

Laudatio von Alexandra Kedves

 

Nach Hause schwimmen

Wilbur ist kein Glückskind. Ohne Eltern bei der Grossmutter aufgewachsen, die verstirbt und mit einem besten Freund, der in einer Erziehungsanstalt lebt, bleibt Wilbur ein Verlierer. Erst die charmante Aimee bringt ihm etwas anderes bei. Wilbur muss endlich lernen zu leben – ob er will oder nicht.

Laudatio von Hans Ulrich Probst

 

Hundert Tage

Lukas Bärfuss erzählt in «Hundert Tage» die Geschichte eines moralischen Irrtums, der in Ru­anda eines der grössten Verbrechen des Jahrhunderts ermöglichte. Ein dunkles Kapitel aus Afrikas Geschichte, in das wir tiefer verstrickt sind, als wir glauben wollen. Der Roman zweier Menschen, die im Chaos ihrer Zeit um ihre Unschuld kämpfen.

 

Als der Mond vom Himmel fiel

Um Verlust und Flüchtigkeit geht es in Anja Jardines dichten Erzählungen – und um den unendlichen Reichtum, der selbst in der namenlosen Begegnung liegen kann. Selten geht es um Liebespaare im eigentlichen Sinn, und dennoch sind es ausnahmslos Geschichten von der Liebe.

Laudatio von Martin Zingg

 

Wir fliegen

Vor Jahren wollte Heidi Künstlerin werden, nun hat sie ungewollt Mann und Kind. Erst durch Carmen, die hübsche Lehrtochter aus der Bäckerei, fängt sie wieder an zu träumen. Bruno arbeitet als Portier in einem Hotel und wartet nach einem Arztbesuch auf ein schlimmes Untersuchungsergebnis. Peter Stamm zeichnet in «Wir fliegen» Momente in denen sich etwas verändert im Leben – Momente, die der Zeit enthoben scheinen.

 

Kinderhochzeit

In Adolf Muschgs Roman «Kinderhochzeit» will Klaus Marbach der Kooperation der Schweizer Industrie mit dem Nationalsozialismus auf den Grund gehen. Imogen, die letzte aus der Aluminium-Dynastie der Bühlers, protegiert seine Nachforschungen. Marbachs zunehmende Passion für diese ältere Frau führt ihn über mehrere Grenzüberschreitungen zu den Quellen seiner Existenz und schliesslich ins Labyrinth einer unvergangenen Geschichte.

 

Schlafgänger

Sie sind Logistiker, Grenzgänger, Übersetzerinnen, Flüchtlinge oder Geister. In einem Chor von Stimmen leuchtet Dorothee Elmiger unsere Gegenwart aus, die Welt der globalen Warenströme, wo Menschen legal und illegal Grenzen überqueren, Identitäten unsicher werden und sich Fragen stellen nach Herkunft und Heimat, Gerechtigkeit und Glück. Die Autorin hat für die brisanten Themen unserer Zeit eine neue Form gefunden.

Laudatio von Heinrich Vogler

 

Koala

Sie kannten sich nicht gut und wussten wenig voneinander. Als der eine Bruder Suizid begeht, versucht der andere, mehr über dessen Leben zu erfahren. Seine Suche führt ihn bis in die Kolonialgeschichte Australiens und zur Ausrottung der Tierart, deren Pfadfinder-Name der Bruder trug: Koala. Über die Frage, warum jemand willentlich den Tod gesucht hat, dringt Lukas Bärfuss zu einer anderen vor: Welche Gründe gibt es, sich für das Leben zu entscheiden?

Laudatio von Corina Caduff

 

Eins im Andern

Eines Abends erfährt die namenlose Ich-Erzählerin beim Surfen im Internet, dass ihre erste Liebe sich vor fast fünf Jahren in den Tod gestürzt hat. Schreibend beginnt sie, ihre Beziehungsbiographie aufzurollen. Dabei entsteht ein Reigen aus 12 Männern, die mit den 12 Aposteln weit mehr gemeinsam haben als nur ihre Namen. Und je länger sie schreibt, desto stärker schiebt sich ihre aktuelle Liebessituation ins Zentrum, bis diese die Handlung ganz übernimmt.

Laudatio von Susanna Petrin

 

Elefanten im Garten

Als ihr Vater unerwartet stirbt, gerät die junge Erzählerin ins Schlingern. Ein Jahr lang lebt sie im Ungefähren, besucht wahllos Vorlesungen an der Universität, reist nach Prizren, die Stadt, aus der sie im Alter von zehn Jahren mit ihrer Familie flüchten musste. Aber die Welt ihrer Kindheit findet sie nicht wieder, und auch sie selbst hat sich verändert. «Elefanten im Garten» ist ein Roman über Migration, über Herkunft und Entfremdung aber auch über Neubeginn und Rettung im Erzählen.

Laudatio von Susanne Jäggi

 

Wie wir älter werden

Zwei Familien, drei Generationen und die Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis in die unmittelbare Gegenwart umspannt der Roman. Aus wechselnden Perspektiven wird von den Verstrickungen und Geheimnissen, von der Liebe und den Brüchen erzählt, die das Leben der Familienmitglieder prägten und aneinander banden. Entstanden ist ein Zeitroman, der die Atmosphäre einer ganzen Epoche einfängt.

Laudatio Urs Bugmann

 

Verbeugung vor Spiegeln. Über das Eigene und das Fremde

In seinem Essayband geht Martin R. Dean der Frage nach, wie sehr ihn die Begegnung mit dem Anderen zu dem gemacht hat, der er ist. Und er kommt zu einem überraschenden Schluss: Das Fremde, das eigentliche Kapital der Moderne, droht in den Prozessen der Globalisierung zu verschwinden. Er plädiert für die Fähigkeit, das Fremde auszuhalten und schreibt an gegen das Verschwinden der Toleranz.

Laudatio von Heinrich Vogler

 

Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit

Victoria ist erst vor Kurzem in ihre Heimatstadt Bukarest zurückgekehrt, als sie in einen Banküberfall verwickelt wird. Um sich von den traumatischen Ereignissen zu erholen, wird sie beurlaubt. Daraufhin erkundet sie die Stadt, die vertraut und zugleich ganz anders geworden ist. Geschichten voller Witz und Melancholie aus der Kindheit in der Ära Ceausescu verbinden sich mit Begegnungen im modernen Bukarest zu einem temperamentvoll erzählten Rumänien-Porträt, das auch ein Buch über das Erinnern ist.

Laudatio von Corina Caduff